Wenn ich noch einmal das Wort „Umzug“ höre, raste ich aus. Es ist unser dritter Umzug in drei Jahren. Ich kann nicht mehr und ausgesucht habe ich mir das so nicht. Am Rande eines Nervenzusammenbruchs beschließe ich, ab jetzt nur noch in einem Zelt zu leben.
Brauche ich das noch, oder kann das weg?
Eigentlich bin ich Umzüge gewohnt. In meinen 45 Lebensjahren bin ich schon elf Mal umgezogen. Durchschnittlich also alle 4 Jahre. Ich kenne dieses innere Kribbeln, wenn ein Umzug bevorsteht. Das emsige Ausmisten, der kritische Blick auf Bücher, Deko, Kleidungsstücke – „Brauche ich das noch, oder kann das weg?“
Ich mag ein aufgeräumtes Leben, innerlich und äußerlich, ich mag Neuanfänge. Ich kenne aber auch Momente, in denen sich Unnötiges in meinem Leben sammelt, vor allem in der zweiten Reihe, ganz hinten im Regal, im Kleiderschrank oder im Keller. Meine häufigen Umzüge haben mich gezwungen, aufzuräumen, mich von Dingen zu trennen, loszulassen.
Ich erinnere mich an unseren Umzug von Kassel nach Baden-Württemberg. Zwei LKWs hatten wir gemietet und am Ende passte doch nicht alles hinein. Also verschenkten wir kurzer Hand den Rest auf der Strasse an Passanten. Das war nicht leicht. Den Sessel, in dem ich viele Nächte meine Kinder beruhigt und gestillt hatte, hätte ich gerne behalten. Da kamen mir tatsächlich die Tränen.
Unsere neue Stelle in Baden-Württemberg entpuppt sich als
Alptraum. Ein Jahr später ziehen wir weg in eine Übergangswohnung. Dann 2013
endgültig nach Gechingen. Drei Umzüge in drei Jahren. Ausmisten wird zum
Alltag. In unserer Übergangswohnung bleiben die meisten Kisten unausgepackt im
Keller stehen.
Ein Jahr später greife ich nach diesen Kisten und stelle fest – ich habe sie
nicht vermisst.
3-2-1- was mich nicht freut, fliegt raus!
Vor einiger Zeit werde ich auf Marie Kondo aufmerksam. Sie ist die Aufräumqueen aus Japan und gehört laut Time Magazin zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt. Gemäß dem japanischen Sprichwort: „Die Unordnung im Zimmer entspricht der Unordnung des Herzens“ hat Marie Kondo ihr Leben der Ordnung gewidmet.
Ihr Motto: Behalte nur die Dinge, die Dir Freude machen, der Rest kann weg. So einfach kann Leben sein.
Den Kopf frei zu bekommen für wichtige Entscheidungen, während mein Leben vom Keller bis zum Speicher vollgestopft ist mit „Zuviel“, das funktioniert nicht.
Erst wenn ich mich trenne, Platz schaffe, loslasse entdecke ich Freiraum und Freiheit für Neues. Ich behalte das, was mir Freude bereitet. Der Rest kann weg.
Als ich an diesem Blogbeitrag sitze, entschließe ich mich,
das „Konmare“ Prinzip der japanischen Aufräumexpertin selbst auszuprobieren.
Fünf Tage später erkenne ich mein eigenes Zuhause nicht mehr. Im Keller kann
man wieder laufen, Türen gehen wieder vollständig auf. Die Entscheidung, was ich heute anziehe,
fällt in der Hälfte der Zeit und meine Deko hat sich halbiert, da geht das
Putzen nochmal so schnell.
„Ein aufgeräumtes Haus verspricht mehr Zeit und mehr Geld“, so Marie Kondo. Das
Leben reduziert sich auf das Wesentliche.
Fragen zum Weiter-Denken:
- Woran merke ich, dass es in meinem Leben ein zu viel gibt?
- Haben meine Gedanken etwas mit meinem äußeren Leben zu tun?
- Welche Räume meiner Wohnung zeige ich niemand? Warum?
- Woran habe ich keine Freude mehr und werde es noch heute wegtun?
- Veränderungen beginnen im Kopf. Welche Gedanken hindern mich an Veränderungen und dürfen weg?