„Der Junge ist verloren!“ – Zwischen Fieberträumen und Wachen und Schlafen hört der fünfjährige diesen einen Satz. Und plötzlich ist alles klar.
Hatte sein Vater nicht immer wieder zu ihm gesagt: „Alfred, es kann auch alles ganz anders sein.“
Warum sollte dieser Satz nicht auch in dieser lebensbedrohlichen Situation gelten?
1870 wird Alfred Adler als zweites von sieben Kindern in einem Wiener Vorort geboren. Für seinen Vater, einen jüdischen Getreidehändler ist er das Lieblingskind.
Der kleine Alfred ist oft krank. Er muss miterleben, wie sein jüngerer Bruder neben ihm im Bett stirbt. Mit fünf Jahren erleidet er eine schwere Lungenentzündung und hört den Arzt zu seinen Eltern sagen: Der Bub ist verloren.
Aber – es kann auch alles ganz anders sein
Seine Todeserfahrungen mit seinem Bruder und seine eigene Krankheit führen zum Entschluss Arzt zu werden. Er will den tödlichen Bedrohungen, die das Leben mit sich bringen, heilsam begegnen.
Als er aber miterleben muss, wie Diabetespatienten unter seinen Händen sterben (das Insulin war noch nicht erfunden), wechselt er das Fach und wird Nervenarzt.
Wenn Denken irritiert wird
„Ich glaube mich an keine strenge Regel und Voreingenommenheit gebunden, vielmehr huldige ich dem Grundsatz: alles kann auch ganz anders sein“ (A.Adler)
Das Denken Alfred Adlers war nicht geprägt von festen Denkmustern, sondern von der Neugier des „alles kann ganz anders sein.“
Irritation im Denken kann neue Erkenntnisse auslösen. Wenn festgefahrene Sichtweisen und Sehgewohnheiten aufbrechen wird Neugier und Bewegung freigesetzt.
Eine Schule in der schwedischen Gemeinde Västeras, hat sich den Adler Satz zu eigen gemacht. Sie unterteilt die Schuljahreszeit in Abschnitte von jeweils sieben Wochen, gestaltet den Schaulalltag komplett neu und baut eine Lernkultur auf, die nicht mehr von der Logik der Schulfächer ausgeht. Irritation pur für Lehrer, Schüler und Eltern. Ein langer Prozess, der dazu führt, dass diese Schule heute eine der erfolgreichsten in Schweden ist.
Fertige Theorie ist langweilig
Das Paradoxe in der Welt, die Irritation schürt die Neugierde der Schüler – und auch der Lehrer.
Wer heute lediglich das im Hochglanzdesign präsentierte Wissen im Schulbuch vorgesetzt bekommt, verliert den Appetit. Spielerische Neugier bleibt auf der Strecke. Das Endergebnis eines Forschungsprozesses kann interessant sein. Was fehlt ist allerdings die faszinierende Entstehung von Theorien. Der Weg durch allerlei produktive Irritation.
Zurück zu Adler. Ab 1902 ist er eine feste Grösse im Mittwochskreis von Sigmund Freud. Getreu seinem Motto: Alles kann ganz anders sein, entwickelt er jedoch schon bald eine von Freuds Psychoanalyse abweichende, eigenständige Lehre. Er sieht den Menschen nicht von Trieben bestimmt, sondern als freies Wesen, das in bewusster schöpferischer Auseinandersetzung die kulturellen Aufgaben lösen muss, die ihm das Leben stellt. Diese Gegensätze der Anschauungen führen 1911 zum Bruch mit Freud.
So habe ich das noch nie gesehen
Alles kann ganz anders sein – hätte für viele Menschen vor 2000 Jahren in Israel ein guter Grundgedanke sein sollen. Die meisten aber hatten ganz klare Vorstellungen davon, wie es sein wird, wenn DER Retter vor dem römischen Reich israelitischen Boden betritt.
Ein kleines Baby irgendwo in einem Stall?
Ein kurzes himmlisches Intermezzo von Engeln auf dem Hirtenfeld? Und dann 30 Jahre nichts! Danach drei Jahre merkwürdige Lehren eines Wanderpredigers, einige messianische Wunder und Zeichen, ganz viel unsittliches, wie gemeinsame Mahlzeiten mit Randgruppen. Und schliesslich der Tod am Kreuz.
So hatten viele das nicht erwartet.
Jesus stellt vor 2000 Jahren das Denken der damaligen jüdischen Welt auf den Kopf, aber nur wenigen gelingt der Change Prozess im Denken.
Und heute?
Same procedure as every year?!
Ein guter Gott kann doch keinen Krieg wollen.
Weihnachten das Fest der Liebe und der Lichter kann doch keiner Energiekrise zum Opfer fallen.
Sowie Ostern nicht wegen einer Pandemie einfach ausfallen darf.
So etwas kann Gott doch nicht zulassen!
Was aber, wenn alles ganz anders ist?
Was, wenn Veränderungen und Irritationen klar machen, wo wir stehen, als Christen, als Unternehmer, als Pastoren?
Was, wenn Irritationen uns herausfordern, uns unseren Ängsten und Schwächen zu stellen? Sie zu akzeptieren und auf eine viel grössere Stärke zu bauen?
Eine Irritation ist ein Reiz von aussen, der Verunsicherung auslöst. Erst, wenn wir die Verunsicherung annehmen, akzeptieren und positiv bewerten, werden wir festgefahrene Dinge anders sehen.
Ein neuer Blickwinkel auf die Krisen unserer Zeit und auch auf unsere persönlichen Krisen schenkt Klarheit über unsere Ziele, denen wir im Leben nachlaufen, über ungenutzte Spielräume, über Ängste und Tunnelblicke.
Irritationskompetenz aufbauen
Genau mit diesem Motto gehen wir unsere Ausbildung zum zertifizierten Resilienz-Guide an. Krisen aus neuen Perspektiven zu betrachten, schenkt Zukunft und Hoffnung. Zwei Dinge, die Menschen im Moment am meisten vermissen.
Wir wollen Menschen befähigen, selbstreflektiert zu denken, zu fühlen und zu handeln. Und mit dieser Ausrüstung auch andere Menschen durch Krisen hinzudurch zu navigieren.
Mit dem Dreiklang aus
Persönlichkeit – Resilienzfaktoren – Glauben
ist unsere Ausbildung einzigartig im deutschsprachigen Raum.