Seit Wochen malen uns Politik und Medien ein Horrorszenario vor Augen: Russland dreht den Gashahn zu.
Wie gebannt starren alle auf den 11. Juli. Wartungsarbeiten an Nordstream 1. Was, wenn der Hahn zu bleibt?
Und dann das. Russland dreht wieder auf.
Wir telefonieren mit Freunden aus Israel. Einer ihrer ersten Fragen: Warum hören wir in Deutschland nur, dass ihr ständig Angst und Panik habt?
Hier läuft das Leben wieder weitgehend normal.
Corona ist kein Thema mehr.
Der Krieg schon eher. Aber die Inflation wird akzeptiert. Dass eine Packung Schinken inzwischen umgerechnet acht Euro kostet ist halt so.
Welche Auswirkungen ein anhaltender Konflikt in der Ukraine für Israel hat, weiss niemand.
Warum sich also Sorgen um morgen machen, wenn keiner weiss, was morgen sein wird?
Ist das naiv? Oder der Kern von Resilienz?
Ist es nicht besser, alle Angstszenarien durchzuspielen, um zu wissen, was kommen könnte?
Eigentlich ist Angst eine Reaktion auf eine Situation, die in unserem Gehirn ausgelöst wird.
Aus neurobiologischer Sicht besteht eine Angstreaktion aus einem Dominoeffekt von Nervenzellschaltungen. Eine Angstursache löst einen Sinnesreiz aus, der im Gehirn in Sekundenbruchteilen zur höchsten Alarmbereitschaft führt.
Angst kann ausgelöst werden durch Botenstoffe, die zum Beispiel durch eine Meldung des Sehnervs über das Zwischenhirn zum limbischen System gelangen.
Man sitzt vor dem Fernseher und sieht sich Meldungen über den Krieg und die Folgen für unsere Gaslieferung in Deutschland an.
Im Gehirn entstehen Bilder: Der dritte Weltkrieg bricht aus – ein harter Winter und wir sitzen als ganze Familie im eiskalten Wohnzimmer.
Diese Bilder, Wahrnehmungen und Eindrücke werden sofort an unsere Amygdala (Mandelkern) im Gehirn weitergeleitet. Dort werden sie in Gefühle umgewandelt: Angst – Ohnmacht – Wut – Hilflosigkeit. Jetzt kann es passieren, dass ein Dauer-Dominoeffekt ausgelöst wird. Eine Angst-Autobahn entsteht. Bilder – Gefühle – Erinnerungen wechseln sich immer wieder ab. Ein Teufelskreis aus Angst entsteht.
Und nun gibt es für uns zwei Wege, um mit dieser Angst umzugehen:
Der erste Weg: Wir akzeptieren die Angst als Teil meines Lebens.
Von vielen Psychologen wird das als gangbarer Weg gesehen.
Lebe mit Deiner Angst, behandle sie wie ein Haustier, ein Teil deines Lebens.
Je eher Du Angst in Deinem Leben akzeptierst umso friedvoller wirst Du mit ihr zusammenleben.
Wir erleben allerdings in Deutschland seit der Corona Krise genau das Gegenteil.
Angst trennt. Angst spaltet Ehen, Beziehungen, Familien, Gemeinden, Kollegen.
Und dann lesen wir in der Bibel:
Angst und Liebe passen nicht zusammen.
Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus (1.Johannes 4)
Und die Frage treibt uns seit Monaten um: Gibt es vielleicht einen anderen, viel hilfreicheren Weg, um mit (Zukunfts-)Angst fertig zu werden?
Es ist nämlich interessant – Menschen ohne diesen Mandelkern im Gehirn kennen keine Angst.
Solche Menschen sind häufig in gefährlichen Situationen, weil sie die Gefahr nicht sehen.
Das ist die eine Seite. Und damit erklären viele Menschen mit Angst ihren Zustand: Es ist gut, dass ich Angst habe, so komme ich nicht in gefährliche Situationen.
Die andere Seite der Medaille ist allerdings: Ich bin nicht mehr mutig, ich gehe kein Risiko mehr ein, ich traue mir nichts mehr zu. Ich warte wie das Kaninchen vor der Schlange auf den Moment, an dem der Gashahn zugedreht wird und ich im Kalten sitze.
Angst und Liebe passen nicht zusammen, genauso wenig wie Licht und Dunkelheit.
Wirkliche Liebe ist frei von Angst, ja, wenn Gottes vollkommene Liebe uns erfüllt, vertreibt sie sogar die Angst. Sagt Johannes, der Jünger, der sich vollkommen von Jesus geliebt wusste.
Wenn das stimmt, gibt es einen besseren Weg, mit Angst umzugehen und sie sogar aus meinem Leben zu vertreiben.
Der zweite Weg: Wir akzeptieren, dass Gott grösser ist als unsere Angst
Der Glaube an Gott ist unser (geistlicher) Standard. Wenn ich Gott vertraue und mich auf seine Güte und Liebe verlasse, ist es möglich meiner Angst zu widerstehen.
Gottes Wunsch für mein Leben ist, dass ich wachse. Er lässt Angstauslösende Situationen zu, um unser Vertrauen in ihn zu stärken.
Wir lasen neulich die Geschichte eines amerikanischen Polizisten, der in den Irak geschickt wurde, um dort einheimische Polizisten auszubilden. Eine gefährliche Mission, durchaus angstauslösend. Er wurde gefragt, ob er denn keine Angst hatte und antwortete: „Nein, ich wusste, dass ich war, wo Gott mich haben wollte. Also beschloss ich, wo auch immer ich bin, seine Gegenwart zu suchen und ihn in meine Umstände einzuladen.
Ich erkannte, dass Angst der Glaube ist, dass jederzeit etwas Schlimmes passieren kann. Also beschloss ich stattdessen, Gott anzubeten, in der Erwartung, dass etwas Gutes passieren würde.“
Wir haben keinen Geist der Angst bekommen, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
2.Timotheus 1,7
Frage:
Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?