Scheitern und Angst
Sie begegnet uns in beinahe jedem Gespräch: die Angst vor dem Scheitern.
Da ist der Start-up-Gründer, der in der Existenzgründungsberatung immer wieder fragt: Was, wenn meine Idee nicht funktioniert?
Da ist der langjährige Unternehmer, der sich sorgt, ob sein Unternehmen den zunehmenden Erschütterungen der Welt standhalten kann.Doch was, wenn im Scheitern der Schlüssel zum Erfolg liegt? Wer wagt, geht Risiken ein – und manchmal geht es schief. Doch gescheiterte Projekte oder fehlgeschlagene Ideen sind nicht das letzte Wort, sondern oft der Beginn eines besseren Weges.
Was ist Scheitern eigentlich?
Scheitern bedeutet per Definition, ein gesetztes Ziel nicht zu erreichen oder eine Herausforderung nicht zu bewältigen. Es kann sich auf persönliche, berufliche oder gesellschaftliche Kontexte beziehen und wird oft als Misserfolg empfunden.
Dabei löst Scheitern bei den meisten Menschen eine Mischung aus negativen und selbstkritischen Gedanken aus:
- Ich bin nicht gut genug. – Selbstzweifel und ein angeknackstes Selbstwertgefühl.
- Was werden die anderen denken? – Angst vor sozialer Ablehnung oder Enttäuschung.
- Ich habe alles falsch gemacht. – Der Blick auf Fehler überwiegt, statt auf das, was trotzdem funktioniert hat.
- Ich hätte es anders machen müssen. – Endloses Grübeln über verpasste Chancen.
- Jetzt ist alles vorbei. – Das Gefühl, dass es keine zweite Chance gibt.
Doch Scheitern kann auch Erleichterung bringen: Manche Menschen merken, dass ein langer Druck wegfällt oder dass sie ohnehin in die falsche Richtung gegangen sind. Es eröffnet neue Möglichkeiten und schenkt Freiheit, endlich etwas Neues auszuprobieren.
Warum wir Scheitern brauchen
Ist es vermessen zu behaupten: Wir brauchen Scheitern?
Scheitern reißt uns aus unseren Routinen und zwingt uns, innezuhalten. Es lässt uns hinterfragen, was wir tun und warum. Niederlagen können uns helfen, alte, liebgewonnene Überzeugungen loszulassen und blinde Flecken zu erkennen.
Ein eindrucksvolles Beispiel ist Walt Disney.
Als junger Mann wurde er von einer Zeitung entlassen, weil ihm angeblich die Kreativität fehlte. Sein erstes Animationsstudio, Laugh-O-Gram, ging bankrott. Später zog er nach Hollywood, verlor die Rechte an seiner ersten Figur Oswald the Lucky Rabbit und stand wieder mit leeren Händen da. Doch statt aufzugeben, erschuf er Mickey Mouse – und legte so den Grundstein für das Disney-Imperium. Sein Scheitern zwang ihn, sich mit geistigem Eigentum zu befassen und sich besser abzusichern.
Rückschläge sind oft die entscheidenden Lektionen für späteren Erfolg.
Scheitern ist nicht das Ende, sondern der Anfang
Der Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren liegt oft nur in einer Entscheidung: nicht aufzugeben.
Viele Menschen wollen nach einem Scheitern, dass alles schnell wieder wird wie früher und zwar schnell! Doch Krisen und Scheitern bedeuten immer einen Bruch im Leben. Wer diesen Bruch wirklich nutzen will, muss den Wunsch nach früherer Normalität loslassen.
Akzeptanz ist das Zauberwort der Resilienz.
Viele Menschen geben nach Niederlagen zu früh auf, weil sie von Emotionen, äußeren Umständen oder tief verwurzelten Denkmustern beeinflusst werden. Angst vor erneutem Scheitern und Selbstzweifel stehen dabei an erster Stelle.
Besonders in der Gründerszene beobachten wir einen ungesunden Antrieb: „So verdienst du fünfstellig in drei Monaten!“ Wer sich an solchen Versprechen orientiert, erwartet schnellen Erfolg – und gibt auf, wenn dieser ausbleibt. Doch Erfolg verläuft nicht linear. Umwege, Rückschläge und Anpassungen sind normal.
Was hilft nach einem Scheitern?
Vor über zehn Jahren erlebten wir selbst ein berufliches Scheitern, das uns aus der Bahn warf. Doch wir waren dankbar für Menschen, die uns unterstützten und Rückhalt gaben. Isolation ist Gift nach Niederlagen. Sie verstärkt negatives Denken und Zweifel.
Zudem zwang uns das Scheitern, neu über unsere Leidenschaft nachzudenken: Warum tun wir, was wir tun? Was ist unser tieferer Sinn?
Deshalb stellen wir Gründern nicht nur einmal die Frage nach ihrem Warum, sondern fünfmal. Wer sein tiefstes Warum kennt, wird dranbleiben – selbst, wenn es schwierig wird.
Scheitern aus biblischer Sicht
In der Bibel hängt menschliches Scheitern oft damit zusammen, dass wir Menschen uns am liebsten auf uns selbst verlassen und dabei Gott vergessen. Gott nicht vertrauen. Gott nicht so viel zutrauen wie uns selbst. Stattdessen setzen wir lieber unsere ganze Hoffnung auf die eigene Leistung, die eigene Logik, den eigenen Verstand.
Doch Wachsen unter Gnade bedeutet auch, eigene menschliche Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Ich darf an meine Grenzen stoßen. Es darf auch wehtun.